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Kolumne von Mumia Abu-Jamal
Die USA und ihre »Hitlers«
Warum der Krieg gegen den Irak unvermeidbar scheint


Es ist in diesen Tagen in den USA unmöglich, eine Zeitung aufzuschlagen, eine Nachrichtensendung zu sehen oder Radio zu hören, ohne die scheinbar unbestreitbare Botschaft vermittelt zu bekommen, daß der Krieg gegen den Irak unvermeidbar ist.

Warum steht es in diesem Land außer Frage, daß ein Krieg gegen eine souveräne Nation praktisch eine ausgemachte Sache ist? Wenn die USA eine Demokratie sind, dann eine der Angst – Angst, die von der politischen Führung in Washington stimuliert und ausgebeutet und durch die Konzernmedien gesteigert wird .

Irak, so erzählt man uns, sei ein Schurkenstaat, und sein Führer Saddam Hussein ein neuer Hitler. Immer, wenn die US-Regierung jemanden dämonisieren will, nennt sie ihn einen »Hitler«. Und das scheint jedesmal zu funktionieren. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, daß die US-Regierung Hussein sehr freundschaftlich verbunden war, als der Irak sich mit seinem Nachbarn Iran im Krieg befand.

Befassen wir uns ein wenig mit dem wirklichen Hitler und dem Nazi-Regime. Wer weiß schon, daß während des Zweiten Weltkrieges, als Amerikaner, Engländer und Franzosen in Furcht vor den Nazis leben mußten, eine Reihe von amerikanischen Firmen Handel mit dem Feind trieben? Firmen wie die Chase Bank, Ford, International Telephone und Standard Oil. Hitlers Panzerdivisionen wurden von Adam Opel und den Kölner Ford-Werken ausgerüstet, beides Tochtergesellschaften von General Motors und der Ford Motor Company. Und da wir gerade über Ford sprechen, sei noch erwähnt, daß Hitler einst den amerikanischen Autohersteller Henry Ford mit dem höchsten zivilen Verdienstorden auszeichnete.

Charles Higham schrieb 1984 in seinem Buch »Trading With the Enemy«: »Man stelle sich vor, die Öffentlichkeit hätte davon gewußt, daß die Chase Bank mit Wissen ihres Vorstandes nach Pearl Harbor im von den Nazis besetzten Frankreich millionenschwere Geschäfte mit dem Feind abwickelte. Oder, daß Ford an die deutschen Besatzungstruppen in Frankreich Lastwagen lieferte, abgesegnet von der Zentrale in Dearborn, Michigan. Oder, daß ITT die Focke-Wulf-Maschinen mitbaute, von denen aus Bomben auf britische und amerikanische Truppen abgeworfen wurden.«

Es muß klar gesagt werden: Viele amerikanische Unternehmen sind zu Reichtum gekommen, als Hitlers Kriegsmaschinerie wütete. Sie haben sich weder damals um Hitler geschert, noch stoßen sie sich an den heutigen »Hitlers«. Es geht ihnen ums Öl, um das Geld, das sich damit verdienen, und um die Macht, die sich darauf aufbauen läßt.

(Übersetzung: Jürgen Heiser)